Prof. Dr. Ulrich Pulkowski
Facharzt für Neurologie
Wie ein Schädel-Hirn-Trauma behandelt wird, hängt entscheidend von der Schwere des Traumas ab. Bei einem leichten Schädel-Hirn-Trauma können zum Beispiel auftretende Kopf- oder Nackenschmerzen durch Medikamente oder Physiotherapie gelindert werden. Bei einem schweren Trauma treten oft Schwellungen des Gehirns und/oder Blutungen auf, die gegebenenfalls operiert werden müssen.
Als Risikopatientinnen und -patienten gelten Personen über 65 Jahre und Patientinnen beziehungsweise Patienten mit Blutgerinnungsstörung. Auch ein unklarer Unfallhergang oder der Nachweis eines Schädelbruchs stellt immer einen Risikofaktor dar. In all diesen Fällen sollte die Patientin oder der Patient mindestens 24 Stunden stationär beobachtet werden, denn viele Patientinnen und Patienten mit leichtem Schädel-Hirn-Trauma entwickeln ein sogenanntes posttraumatisches Syndrom. Dessen Symptome bestehen aus Schwindel, Übelkeit, Kopf- und Nackenschmerzen, Abgeschlagenheit, depressiver Verstimmung sowie Licht- und Geräuschüberempfindlichkeit. Die Therapie erfolgt medikamentös mit Schmerzmitteln sowie mit Physiotherapie und Entspannungsverfahren. Bei etwa zehn Prozent bleibt die Symptomatik länger, gegebenenfalls bis zu einem Jahr lang bestehen. Man spricht dann von einem chronischen posttraumatischen Syndrom. Hier kann neben psychosozialer Betreuung eine Behandlung mit Antidepressiva erfolgen.
Patienten mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma müssen auf der Intensivstation überwacht und künstlich beatmet werden. Sauerstoffmangel und Blutdruckabfälle sollen damit vermieden werden. Das weitere Vorgehen richtet sich nach den Befunden der bildgebenden Verfahren des Gehirns. Insbesondere die Hirndrucktherapie und die Frage der Notwendigkeit eines neurochirurgischen Eingriffs stehen im Vordergrund.
Patienten mit einem mittelschweren Schädel-Hirn-Trauma müssen auf einer speziellen Überwachungsstation aufgenommen werden. Bei schweren Bewusstseinsstörungen zeigt bereits die Hälfte der Patienten einen auffälligen Befund in der Computertomografie. In fast 30 Prozent dieser Fälle ist dann ein neurochirurgischer Eingriff notwendig.
Bei bewusstlosen Patienten wird die Überwachung des Hirndrucks notwendig. Hierzu wird eine Hirndrucksonde gelegt. Wenn der Druck im Schädelinneren durch eine Schwellung des Gehirns oder eine entstandene Blutung stark ansteigt, kann das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut und somit mit Sauerstoff versorgt werden. Hier muss durch einen operativen Eingriff Entlastung geschaffen werden. Dies kann durch Entfernung von Teilen des Schädeldaches in Kombination mit einer Erweiterung der harten Hirnhaut (dekompressive Kraniektomie) erfolgen.
Liegt in der Akutphase ein Hirnwasser-Aufstau vor, muss eine Hirnwasser-Außenableitung angelegt werden. Normalisiert sich diese Problematik nicht, so kann die Versorgung mit einem sogenannten Shunt-System sinnvoll sein, das den Hirndruck auf einen Normalwert reduziert.
Wenn der Patient sich soweit von seinem Trauma erholt hat und die Schwellung des Gehirns zurückgegangen ist, kann das Schädeldach rekonstruiert werden. Hierzu werden CAD-gefräste Schädelknochen-Ersatzplastiken aus Fiberglas oder Titan verwendet, um ein kosmetisch gutes Ergebnis zu erreichen und die Gefahr von Infektionen gering zu halten.